LH Doskozil: „Die BurgenländerInnen waren es, die durch ihren Fleiß, ihre Mentalität und ihren starken Zusammenhalt unser Land, unsere Gemeinden und kleinen Ortschaften, gemeinsam aus dem Nichts aufgebaut und den erfolgreichen burgenländischen Weg überhaupt erst ermöglicht haben.“
Mit einer Festsitzung des Burgenländischen Landtages haben die offiziellen Feierlichkeiten des Landes anlässlich der 100-jährigen Zugehörigkeit des Burgenlandes zu Österreich ihren ersten Höhepunkt erreicht. In der Festsitzung wurde an den Beschluss des ersten „Burgenland-Gesetzes“ vom 25. Jänner 1921 erinnert. Mit diesem Bundesverfassungsgesetz wurde erstmalig die Stellung des Burgenlandes als selbständiges und gleichberechtigtes Bundesland geregelt. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Landtagspräsidentin Verena Dunst dankten den Burgenländerinnen und Burgenländern in ihren Ansprachen für ihren Einsatz beim Aufbau des Landes. Der Historiker Oliver Rathkolb nahm die Festgäste mit auf eine historische Zeitreise durch 100 Jahre Burgenland. Jonathan Dorner aus Wiesfleck sprach über seine Erfahrungen, die er im Rahmen des österreichischen Auslandsdienstes im Holocaust Museum in Los Angeles gesammelt hat.
Das Burgenland sei unter schwierigen Umständen gestartet und war geprägt von wirtschaftlicher Not und der Amerikawanderung. „Wenn man heute das Auswanderermuseum in Güssing besucht, steht auf einem Türbogen `mit starkem Glauben und kräftiger Hand´. Das waren die Attribute dieses Beginns des Burgenlandes. Ein starker Glaube versehen mit unseren christlichen Werten sowie ein starker Glaube an die Chancen für dieses Land. Kräftige Hände - jeder wusste, es liegt an uns gemeinsam, dieses Land aufzubauen und mitanzupacken sowie für dieses Land einzustehen. Das sind bis heute die wesentlichen Eckpfeiler“, betonte LH Hans Peter Doskozil in seiner Ansprache.
Im heurigen Jubiläumsjahr sei es vor allem auch wichtig, die Burgenländerinnen und Burgenländer, die enorm zum Aufbau des Landes beigetragen haben, in den Mittelpunkt zu stellen. „Die BurgenländerInnen waren es, die durch ihren Fleiß, ihre Mentalität und ihren starken Zusammenhalt unser Land, unsere Gemeinden und kleinen Ortschaften, gemeinsam aus dem Nichts aufgebaut und den erfolgreichen burgenländischen Weg überhaupt erst ermöglicht haben. Das bedeutet, dass die Burgenländerinnen und Burgenländer heute im Vordergrund stehen“, so Doskozil. Dabei bedankte er sich bei den Vorgängergenerationen und den bisher politischen Verantwortlichen, allen voran bei LH a.D. Hans Niessl und LH a.D. Hans Sipötz, die als Ehrengäste der Festsitzung beiwohnten.
Die Entwicklung des Burgenlandes sei auch geprägt von einer enormen Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit, die beim Ungarn-Aufstand 1956 oder beim Fall des Eisernen Vorhangs 1989 international große Anerkennung gebracht habe. „Die Burgenländer haben in dieser Situation gezeigt, was es bedeutet, in einer selbst schwierigen wirtschaftlichen Situation Hilfsbereitschaft und Gemeinsamkeit zu zeigen“, betonte der Landeshauptmann. Das jüngste Bundesland Österreichs und die Menschen im Land charakterisieren bis heute auch das friedliche und partnerschaftliche Miteinander der Volksgruppen und Konfessionen in besonderem Maße. Diese Vielfalt sei ein bedeutender Reichtum des Landes sowie ein fester Bestandteil der burgenländischen Identität.
Auch die Herausforderungen und Krisen der letzten Jahre sowie die aktuelle COVID-19-Pandemie thematisierte der Landeshauptmann in seiner Festrede: „Wir können mit Fug und Recht sagen, wir werden auch diese Krise überwinden. Die Basis dafür ist von unseren Vorgänger-Generationen gelegt worden. Ich bin durchaus stolz, heute hier stehen und jener Landeshauptmann sein zu dürfen, der auf diese 100 Jahre zurückblicken kann. Wir müssen aus der Vergangenheit lernen und gleichzeitig stolz, motiviert und zuversichtlich in die Zukunft blicken“, hob Doskozil in seiner Festansprache hervor.
Landtagspräsidentin Verena Dunst hielt in ihrer Ansprache fest: „Nicht nur das Burgenland feiert heute. Jeder unserer Vorfahren – Generationen über Generationen, von jung bis alt, haben das gute Recht heute stolz zu sein. Stolz auf das, was Burgenländerinnen und Burgenländer seit 100 Jahren geschafft haben. Stolz auf das, was uns heute ausmacht und stolz auf das, was wir in den nächsten 100 Jahren alles schaffen werden. Stolz darauf, dass wir in Frieden zusammenleben können. Den dies ist auch keine Selbstverständlichkeit, in meiner Kindheit waren die Spuren des Krieges noch unübersehbar und eine mahnende Erinnerung an die Kampfhandlungen, die in der Vergangenheit ausgetragen wurden. Unser Fleiß, unser Zusammenhalt, unsere Gastfreundschaft und Herzlichkeit, all das sind wir – und das ist ein guter Grund heute zu feiern“.
Das heurige Jubiläumsjahr unter dem Motto 'Wir sind 100' soll seitens des Landes Startschuss und Motivation zugleich sein, um Impulse und Initiativen zur positiven Weiterentwicklung in verschiedensten Bereichen - wie z.B. Beschäftigung, Soziales, Jugend, Kultur oder Bildung - zu setzen. „Der Auftrag an die Politik muss sein, den Bürgerinnen und Bürgern des Landes zu dienen. Deshalb ist der anfangs erwähnte Spruch `mit starkem Glauben und kräftiger Hand´ heute wichtiger denn je. Wir brauchen auch in Zukunft einen starken Glauben an unser Land sowie die Notwendigkeit, dass Gemeinsame vor das Trennende zu stellen“, so LH Doskozil abschließend. Durch die Festsitzung führte Kultur-Burgenland-Generalintendant Alfons Haider, musikalisch umrandet wurde die Sitzung vom Damenquartett Haydn Konservatorium und von „Die Mayerin“.